Klangzauber kehrt zurück: „Lotus String Quartet“ eröffnet den „Musikalischen Sommer“

15.06.2020

Musikalische Insel im Kirchenraum: Das „Lotus String Quartet“ spielt im Rahmen des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche in Lienzingen. Foto: Meyer
Musikalische Insel im Kirchenraum: Das „Lotus String Quartet“ spielt im Rahmen des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche in Lienzingen. Foto: Meyer

Lienzingen. Der „Musikalische Sommer“ ist mit seinem Klangzauber wieder in der Lienzinger Frauenkirche angekommen. Veranstalter Peter Wallinger und die Künstler trotzten der Corona-Krise und setzten mit ihrem Programm musikantische Ausrufezeichen. Das treue Publikum, das eine der auf 80 Plätze reduzierten Eintrittskarten ergattern konnte, erfreute sich daran.

Im Auftaktkonzert mit dem „Lotus String Quartet“ waren Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy und Pjotr Iljitsch Tschaikowsky in einer Wiedergabe-Intensität zu hören, wie man sie selten erlebt. Sachiko Kobayashi und Mathias Neundorf (Violinen), Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello) sind ein wunderbar aufeinander eingespieltes Streichquartett, das wie ein einziges Instrument wirkt und agiert, seinen Klangfarbenreichtum und die dynamischen Impulse mit gegenseitiger Empathie ausspielt.

Die neue – von Corona-Vorgaben erzwungene – Sitzordnung in der Frauenkirche entpuppte sich dabei akustisch und was die Sichtmöglichkeiten betrifft als Gewinn: Die Streicher waren wie ein Vierstrahlen-Stern in der Kirchen-Mitte postiert, in gehörigen Abständen umrahmt von Zuhörergrüppchen.

Mozarts dreisätzige C-Dur-Streichquartett KV 157 zeigte im einleitenden „Allegro“ vorwiegend sommerfrisch-heiteren Charakter mit deutlicher Führungsstimme der ersten Geige und klangvollen Cello-Passagen. Das folgende c-Moll-„Andante“ stattete Lotus String mit sehr weichem Tonfall aus. Und der abschließende „Presto“-Satz mündete in mitreißende Rasanz.

Dunkle Farben bestimmten dagegen Mendelssohns e-Moll-Quartett op. 44 Nr. 2. Die temperamentvollen Laufpassagen im Kopfsatz führten zu Ausbrüchen der Leidenschaft. Kurzstrichige Tempodynamik zeichnete das „Scherzo“ aus, stimmungsvoll verhalten erklang das „Andante“. Mit hohen Spitzentönen und einem kraftvollen Klangpracht-Endspurt rundete das Finale („Presto agitato“) die Interpretation ab.

Den Höhepunkt der Konzert-Matinee präsentierte Lotus String mit Tschaikowskys Streichquartett in D-Dur op. 11. Der musizierfreudige erste Satz bot zahlreiche Anklänge an die späteren großen Sinfonien und Konzerte des Meisters. Das „Scherzo“ (3. Satz) und das „Allegro“ (4. Satz) begeisterten mit rhythmisch stark akzentuierten Passagen. Unerhört zart interpretierten die Lotus-Streicher das berühmte „Andante cantabile“ (den zweiten Satz). Die romantische Liedmelodie, von Primaria Kobayashi über Pizzikato-Tupfern der drei anderen Instrumente sinnlich fein ausgeführt, entfaltete sich so klangschön, dass sie als Zugabe wiederholt werden musste.

(Pforzheimer Zeitung vom 15.06.2020, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Meyer)