„Wie Fische auf dem Trockenen“

09.05.2020

Die Klosterkonzerte sind abgesagt, andere Kulturschaffende haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben. (Auszug aus Mühlacker Tagblatt)

Modell für den Auftritt eines Quartetts in der Frauenkirche: Mit den auf Lücke besetzten weiteren Bankreihen (auf dem Foto nicht sichtbar) und den Plätzen auf der Empore sind bis zu 80 Besucher möglich. 
Modell für den Auftritt eines Quartetts in der Frauenkirche: Mit den auf Lücke besetzten weiteren Bankreihen (auf dem Foto nicht sichtbar) und den Plätzen auf der Empore sind bis zu 80 Besucher möglich.

Die schrittweise Rückkehr zur Normalität mit all den damit verbundenen Risiken ist eingeleitet. Im Kulturbereich allerdings sind die Perspektiven nach wie vor unsicher. Während die Maulbronner Klosterkonzerte bereits abgesagt wurden, werden anderswo Corona-verträgliche Konzepte erarbeitet.

Enzkreis/Pforzheim. Die baden-württembergische Kunstministerin Theresia Bauer hat für die kommende Woche angekündigt: „Wir treffen für den Kulturbereich konkrete Regelungen und eröffnen damit Spielräume für kleine, kreative Formate.“ Großveranstaltungen könnten bis mindestens 31. August nicht stattfinden. Wie berichtet, haben die Verantwortlichen der Klosterkonzerte Maulbronn bereits die Konsequenzen gezogen und die Saison 2020 abgesagt. (…)

Auch Peter Wallinger hat die Entwicklungen im Lauf der Woche genau verfolgt. „Konzerte im Allgemeinen stehen im Moment auf dem Stufen-/Zeitplan des Landes unter der vagen Rubrik ,noch nicht absehbar‘. Bei unseren Überlegungen geht es uns nicht darum, auf Teufel komm raus Konzerte durchzuführen“, betont der Leiter und Initiator der Konzertreihen „Musikalischer Sommer“ und „MühlackerConcerto“. Es gehe vielmehr um zweierlei: zum einen, die momentan geltenden behördlichen Bestimmungen einzuhalten. Aber genauso wichtig sei es, einen sicheren Rahmen zu gewährleisten, so dass Besucher die Konzerte möglichst sorgenfrei genießen können. „Dafür sind die Gegebenheiten in der Frauenkirche Lienzingen optimal“, verweist Peter Wallinger auf drei Tore, um den Eintritt und Ausgang sicher zu regeln, den hohen, gut belüfteten Raum und die lockere Bestuhlung im Hauptschiff, im Chorraum und auf der Empore. Diese lasse sich unter Berücksichtigung der Abstandsregeln für unterschiedliche Konzertdarbietungen unterschiedlich gestalten. Veranschaulichen kann der Musiker seine Pläne bereits anhand von Fotos. So lässt sich etwa erkennen, wie eine Quartettbesetzung in der Mitte des Raums vor wenigen Zuhörern auftreten könnte. Lediglich Paare würden direkt nebeneinandersitzen. Eine weitere Option: „Mannheim Brass würde zum Beispiel von der Empore herab sein Konzert geben.“

Doch wie steht es um eine behördliche Genehmigung? „Wir suchten den Kontakt mit Bürgermeisteramt und Ordnungsamt der Stadt Mühlacker und warten noch auf Antworten“, sagt Peter Wallinger, den das „durchdachte Konzept“ optimistisch stimmt. „Natürlich müssen wir neben den rein technischen Herausforderungen wegen der stark begrenzten Besucherzahl mit erheblichen finanziellen Einbußen rechnen. Aber diese Anstrengungen sind es uns wert, damit die Konzerte auch in diesem Sommer stattfinden können – und zwar live. Zudem entdecken wir aus der Not heraus im Raum der Frauenkirche ganz neue, variable Gestaltungsformen des Konzertgeschehens – also inspirierende Erfahrungen auch für die Zukunft.“ (…)

(Auszüge aus dem Mühlacker Tagblatt vom 09.05.2020, Carolin Becker)