Und überall ist Mozart

12.12.2017

In der Reihe „Mühlacker Concerto“ entführt die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim in die faszinierende Welt der Klassik (Mühlacker Tagblatt)

Die Orchestermusiker, Dirigent Peter Wallinger und Solistin Ursula Schoch (3.v.li.) ernten den verdienten Beifall des Publikums. Foto: Filitz
Die Orchestermusiker, Dirigent Peter Wallinger und Solistin Ursula Schoch (3.v.li.) ernten den verdienten Beifall des Publikums. Foto: Filitz

Mühlacker. Kaum zu überbieten waren die musikalischen Veranstaltungen am vergangenen Wochenende in Mühlacker und der Region. Peter Wallinger und seine Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim hatten am Samstag in den Uhlandbau eingeladen. „Faszination Klassik“ war das Konzert mit gutem Grund überschrieben: Es wurde ein faszinierender Abend. Wahre Klangteppiche breiteten die Musiker aus. Unter der zupackenden Führung ihres Dirigenten bündelten sie eine bunte Vielfalt an Interpretationen zu einem harmonischen Ganzen. Tschaikowskys „Mozartiana“ zu Beginn, Mendelssohn Bartholdys „Italienische“ als Schlussakkord und in der Mitte, wie eingerahmt, Mozarts Violinkonzert G-Dur, auch das „Strasburger Concert“ genannt mit der brillanten Geigerin Ursula Schoch, die dem Konzertabend besonderen Glanz verlieh.

„Dass ich mein Leben der Musik geweiht habe, verdanke ich Mozart“, äußerte Tschaikowsky 1878, wie im Begleittext zum Programmheft nachzulesen war. Mit diesen kleinen Texten wird den Zuhörern ein erster Zugang zu den Werken geboten. Auch die Einführung durch die Flötistin Dr. Christiane Dollinger macht damit vertraut, und so ausgerüstet stand dem verständnisvollen Genuss nichts mehr im Wege. Als Hommage an Mozart und zum Gedenken an den 100. Jahrestag der Prager Uraufführung des „Don Giovanni“ hatte Tschaikowsky 1887 vier kleine, eher unbekannte späte Kompositionen seines Idols in einer „Mozartiana-Suite“ zusammengefasst. Schon in diesem ersten Vortrag zeigten die Musiker ihr Können und große Ausdruckskraft, spürbar in allen vier Sätzen. Sanfte Zwiesprache zwischen Bläsern und Streichern, eingebunden helle Klänge einer Harfe und Flötentriller, ein inniges „Ave verum“ und dann der Schlusssatz mit Mozart „querbeet“ begeisterten die Zuhörer. Dabei auch nicht zu überhören der Wohlklang der Violine am ersten Pult.

Als Glanzpunkt des Abends gestaltete sich der Auftritt von Ursula Schoch, Solistin in Mozarts Violinkonzert G-Dur, KV 216. Die aus Sachsenheim stammende Geigerin vorzustellen, ist müßig, hatte die einstige Schülerin von Peter Wallinger doch in Mühlacker fast ein Heimspiel. Ganz still wurde es im Saal. Nichts außer ihrer singenden Violine und ein mit Fingerspitzengefühl begleitendes Orchester schienen den Raum zu füllen. Um den Schluss vorwegzunehmen: „Traumhaft schön. Das Orchester ist an ihr gewachsen“, fasste ein Zuhörer seine Empfindungen zusammen.

Ein beherztes Allegro setzt Mozart an den Beginn, und nicht zu überhören ist, dass das Orchester zunächst das Thema „an sich reißt“, die Solistin dann danach greift und eine lebhafte Entwicklung dem Satz Farbe verleiht. Mit inniger Zartheit gestaltete Schoch das Andante, als wollte sie Welten öffnen, so weittragend waren ihre melodiösen Klangbögen.

Von tänzerischer Ausgelassenheit zeugt das abschließende Rondeau Allegro. Es gab keine Lage, der die Solistin nicht gerecht wurde. Ihr Spiel war brillant und berührend vom ersten bis zum letzten Bogenstrich.

Ohne Zugabe durfte Ursula Schoch die Bühne nicht verlassen. Und vielleicht kann man sagen: Sie krönte ihre Darbietung mit weiten, singenden Melodien in der Wiedergabe von Tschaikowskys „Souvenir d’un lieu cher“, geschrieben für Solovioline und Orchester. Der Beifall wollte nicht enden.

Nach der Pause trumpfte das Orchester temperamentvoll mit der Sinfonie Nummer 4 A-Dur, genannt die „Italienische“, von Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Auch in diesem Werk „geisterte“ Wolfgang Amadeus Mozart durch die Notenzeilen und untermalte auf seine Art italienische Lebensfreude. Wuchtige Klänge beeindruckten zu Beginn, schwelgender Bläserklang dominierte im Moll des Andantes, ein sinnliches Moderato bildete einen Kontrast zum wild und ausgelassen interpretierten Schlusssatz „Saltarello“.

(Mühlacker Tagblatt vom 12.12.2017, Text und Foto: Eva Filitz)