Elegant und traumhaft musiziert

27.09.2021

Alliage Quintett beschließt mit „Songs and Dances“ den „Musikalischen Sommer“. (Pforzheimer Zeitung)

Webt mal fein ausgelegte Klangteppiche und liefert dann wieder jazzig-schräge Impulse: das Alliage Quintett in der Frauenkirche Lienzingen.  Foto: Meyer 
Webt mal fein ausgelegte Klangteppiche und liefert dann wieder jazzig-schräge Impulse: das Alliage Quintett in der Frauenkirche Lienzingen. Foto: Meyer

Mühlacker. Der französische Komponist Darius Milhaud bezeichnete das Saxofon als „Farbmischer der Träume“. Traumhaft musizierte beim Musikalischen Sommer in der Lienzinger Frauenkirche das Alliage Quintett, das gleich vier Saxofonisten in allen Stimmlagen und zur klanglichen Abrundung eine Pianistin zu bieten hat.

Zum Träumen verführte eine für das Ensemble arrangierte Suite aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Für die Melange aus amerikanischen Rhythmen und opernhaften Melodien, die gleichermaßen dem eleganten Swing-Jazz und der Musical-Klassik nahesteht, scheinen die Alliage-Saxofonisten prädestiniert. Jedenfalls formte das Quintett nach dem „Prolog“, für den auch Fingerschnipsen und eine Trillerpfeife eingesetzt wurden, eine sanglich hinreißend schmachtende Instrumentalfassung des „Maria“-Songs, eine lebhaft alarmistische Wiedergabe der „Inspektor Krupke“-Nummer und eine sehnsuchtsvoll traurige Interpretation des „Somewhere“-Liedes.

Auch in den anderen Stücken des facettenreichen, mit „Songs and Dances“ überschriebenen Programms herrschte der expressive Ton vor, wie er für Saxofone typisch ist. Virtuos dominierte in Henry Purcells Suite aus „The Fairy Queen“ das Sopransaxophon (Daniel Gauthier), mit lustig-lautmalerischen Vogelrufen etwa im Satz „The Birds“. Die anderen drei Mitspieler (Miguel Valles Mateu – Altsaxofon, Simon Hanrath – Tenorsaxofon, Sebastian Pottmeier – Baritonsaxofon) sorgten für schmuckvoll fein ausgelegte Klangteppiche, über denen sich die Singstimme entfalten konnte. Den orchestralen Sound ergänzte, wie schon in der „West Side Story“, das sprudelnde Spiel am Flügel (Jang Eun Bae).

Im „Danse bacchanale“ von Camille Saint-Saens erfreute das tiefe Saxofon mit lyrisch-gefühlvollen Passagen. Die „Seven Scottish Airs“ von Gustav Holst vermittelten eine eher melancholische Grundstimmung. Fünf Songs aus Kurt Weills „Dreigroschenoper“ kamen mit jazzig-schrägen Impulsen daher, Aram Khachaturians Salon-Tanzstück „Walzer“ mit einer Fülle intensiver Farbvaleurs. Wieder servierte Veranstalter Peter Wallinger seinem treuen Publikum einen mit Ovationen gefeierten, glanzvollen Abschluss seiner Sommerkonzerte in Lienzingen.

(Pforzheimer Zeitung vom 27.09.2021,  Text: Eckehard Uhlig, Foto: Meyer)