Alle Facetten der Romantik:

15.09.2020

Trio Ostertag mit Fritz Schwinghammer beim „Musikalischen Sommer“ in Lienzingen. (Pforzheimer Zeitung)

Das Trio Ostertag in der Frauenkirche Lienzingen.  Foto: Daniel Wallinger
Das Trio Ostertag in der Frauenkirche Lienzingen. Foto: Daniel Wallinger

Mühlacker-Lienzingen. Kammermusik vom Feinsten haben die zahlreich erschienenen Besucher der ersten Matinee nach der Sommerpause am vergangenen Sonntag im Rahmen des Festivals „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche erlebt. Das Trio Ostertag mit Christian Ostertag (Violine), Katrin Melcher (Viola) und Martin Ostertag (Violoncello) gastierte zusammen mit dem Münchner Pianisten Fritz Schwinghammer mit wenig gespielten, aber großartigen Werken des 19. Jahrhunderts.

Bereits die ersten Takte in Gustav Mahlers Klavierquartettsatz in a-moll entführten in eine zauberhafte Klangwelt, die sich im weiteren Verlauf zu dramatischen Höhen entwickelt, gipfelnd in einer hinreißend gespielten, exzessiven Violinkadenz und wieder versinkend in dunklem a-moll am Ende. Ein geniales Frühwerk des erst 16-jährigen Komponisten, das in seiner komprimierten Dramatik die Meisterschaft des großen Sinfonikers erahnen lässt.

Auch Antonín Dvořáks Klaviertrio in g-moll op. 26 trägt eigenwillige, zuweilen rhapsodische und von stimmungsvollen Kontrasten dominierte Züge, wie man sie aus der Feder des tschechischen Komponisten nur selten kennt. Eine Entdeckungsreise des ganz anderen Dvořák bot sich mit diesem Werk den Hörern, von Christian und Martin Ostertag sowie Fritz Schwinghammer mit leidenschaftlichem Impetus vorgetragen und vom begeisterten Publikum mit viel Applaus goutiert.

Nach der Pause als Krönung der lichtdurchfluteten Matinee Robert Schumanns einziges und einzigartiges Klavierquartett in Es-Dur op. 47, komponiert als Gipfelwerk am Ende seines sogenannten „Kammermusikjahrs“ 1842 und vorgetragen in einer wahrlich meisterhaften Interpretation. Alle Facetten der Romantik mit all ihren Gegensätzen, von zarter Innigkeit und schwärmerischer Melodik bis zu impulsiven Kraftausbrüchen, von strahlendem Sonnenglanz bis zu zauberumwobener Nachtstille in Töne gegossen, sprechen aus dieser Perle romantischer Tonkunst. Langanhaltender Beifall.

Weitere Infos im Internet auf www.muehlacker-klassik.de.

(Pforzheimer Zeitung vom 15.09.2020, Text: pw, Foto: Daniel Wallinger)