Zupackend, frisch und lebendig: Podium junger Künstler beim „Musikalischen Sommer“ in der Frauenkirche

09.09.2019

Experimentierfreudige Truppe: das „Podium junger Künstler“.  Foto: Meyer
Experimentierfreudige Truppe: das „Podium junger Künstler“. Foto: Meyer

Mühlacker-Lienzingen. So risikofreudig und verwegen können nur jugendliche Interpreten aufspielen. Es war eine Lust, am Sonntag beim „Musikalischen Sommer“ in Lienzingen sogar ein ziemlich abgenudeltes Stück frisch und neu musiziert zu erleben. Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimenti, insbesondere die 1772 entstandenen, sogenannten „Salzburger Sinfonien“, tauchen regelmäßig im Repertoire der Kammerorchester auf und werden in der Regel routiniert heruntergespielt.

Das „Podium junger Künstler“, ein Projekt-Streicher-Ensemble aus zwölf Musikstudenten mit Konzertmeister Yves Ytier, interpretierte unter Simon Wallingers Leitung das Mozart-Divertimento F-Dur (KV 138) mit hinreißendem Charme und sprühender Musizierfreude – das rasante Einleitungs-„Allegro“ fröhlich und heiter, den langsamen Mittelsatz mit breit ausgezogenen Bögen und schmeichelnden Tönen, das Finale mit überbordendem Temperament. Ähnlich zupackend und munter ging es in Georg Philipp Telemanns Ouvertüren-Suite G-Dur „La Bizzare“ (TWV 55:G2), die Wallinger am Cembalo begleitete, zur Sache.

Heinrich Ignaz Franz Bibers 1673 komponierte „Battalia à 10“ wurde mit lautmalerisch-barocken Effekten präsentiert. Allerhand musikantische Akzente markierten das Schlachten-Getümmel. Wirr durcheinander flirrende Streicher ahmten die grölenden Lieder der Musquetirer-Soldateska nach, schnarrende Kontrabass-Einlagen die Trommler, jagende Tempi einer Reiter-Attacke. Und abschließend tönte das Lamento der Verwundeten in elend glissandierenden Tonschleifen.

Da hat sich im Werkstatt-Format eine Musikanten-Truppe zusammengefunden, die auch moderne Musikexperimente nicht umgeht. So umrahmten „Harmonien“ aus „Apartment House 1776“ den ersten Programmblock – ein Stück, das John Cage zum 200. Geburtstag der USA komponiert hat, und das zeigen will, wie kulturell unterschiedlichste Ethnien in Klängen zusammenfinden. Und Arvo Pärts „Silouans Song“ fügte dem Matinee-Konzert mystisch dunkle, von den Streichern intensiv ausgekostete Melodieströme hinzu. Die lang applaudierenden Zuhörer waren beeindruckt.

(Pforzheimer Zeitung vom 09.09.2019, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Meyer)