Mit Violinsonaten und Klaviertrios in den „Musikalischen Sommer“ in Lienzingen

12.06.2019

Lebhafter Auftakt des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche Lienzingen mit Ursula Schoch, Marcel Worms und Jérome Fruchart (Cello). Foto: Fotomoment
Lebhafter Auftakt des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche Lienzingen mit Ursula Schoch, Marcel Worms und Jérome Fruchart (Cello). Foto: Fotomoment

Mühlacker. Peter Wallinger hat ein glückliches Händchen, wenn es darum geht, seinen „Musikalischen Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche frisch und lebhaft zu eröffnen. Dafür sorgten diesmal hochkarätige Interpreten – die Konzertmeisterin vom Amsterdamer Concertgebouw, Ursula Schoch, mit klarem, farbintensivem und modulationsfähigem Geigenton, der souverän aufspielende Cellist Jérome Fruchart vom selben international renommierten Sinfonieorchester und der exzellente Pianist Marcel Worms, ein Spezialist für zeitgenössische Komponisten aus dem Baltikum.

Zwei Violinsonaten, musikhistorisch schwergewichtige Alterswerke ihrer jeweiligen Komponisten, bestimmten den ersten Teil des Matinee-Konzertes vom Pfingstmontag. Claude Debussys 1917, ein Jahr vor seinem Tod komponierte g-Moll-Sonate für Violine und Klavier wurde von Schoch und Worms nicht etwa mit impressionistischem Stimmungsdunst gegeben, sondern eher mit kühler Brillanz scharf konturiert. Die im einleitenden „Allegro vivo“ bis in hohe Flageoletts aufsteigenden, synkopisch gleitenden Linien des Violinparts wurden von Klavier-Gewirbel begleitet, das folgende „Intermède“ von der Geige herb schrundig und vom Klavier auch hämmernd ausgestaltet, während das „Finale“ nach einer Klavierglöckchen-Einleitung und Violin-Gesang virtuos rasantes Laufwerk präsentierte.

Die Wiedergabe von César Francks Sonate A-Dur für Violine und Klavier, eine Schöpfung des 64-jährigen Meisters, war spätromantisch geprägt. Hier imponierten der reiche melodische Gehalt und klangliche Farbigkeit, die im „Allegretto ben moderato“ von dem Duo mit schwebenden Klangbildern in zarten, stimmungsvollen Passagen herausgearbeitet wurden. Das „Allegro“ steigerte sich in leidenschaftliche Crescendo-Anläufe hinein. Der dritte Satz „Recitativo-Fantasia“ mündete in verträumte Versunkenheit, das finale „Allegretto“ löste alle Spannungen locker verspielt auf.

Zupackende Interpretation
Der zweite Durchgang nach der Konzertpause war der Trio-Formation (mit zusätzlichem Cello) vorbehalten. Zu hören gab es Arvo Pärts kurzes „Mozart-Adagio“ mit sehr zögerlichem, teils dissonantem Beginn, einem zeitlupenhaften Mittelteil mit thematischen Annäherungen an den Wiener Klassiker und mit einem hauchig verdämmernden Ausklang. Und zweitens ein erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wiederentdecktes Jugendwerk Debussys, sein Klaviertrio G-Dur, dessen energisch zupackende Interpretation schwelgerisch voluminös ausfiel. Begeisterte Zuhörer dankten in der voll besetzten Frauenkirche mit anhaltendem Applaus.

Das Programm
So geht es beim Musikalischen Sommer in der Frauenkirche Lienzingen weiter:
Sonntag, 30. Juni, 11 Uhr: Rastrelli Cello Quartett
Sonntag, 14. Juli, 11 Uhr: sueddeutsche kammersinfonie bietigheim
Sonntag, 28. Juli, 11 Uhr: Ensemble Klangschmelze Freiburg
Sonntag, 8. September, 11 Uhr: Podium junger Künstler
Sonntag, 22. September, 11 Uhr: Lotus String Quartet

(Pforzheimer Zeitung vom 12.06.2019, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Fotomoment)