Bläser-Laufwerk im Affenzahn: Klarinettist Sebastian Manz

10.07.2018

Sebastian Manz (Foto: privat)
Sebastian Manz (Foto: privat)

Mühlacker-Lienzingen. Am 3. Dezember 1778 schrieb Mozart an seinen Vater: „Ach, wenn wir nur (für die fürstbischöfliche Kapelle in Salzburg) auch Clarinetti hätten! Sie glauben nicht, was eine Sinfonie mit Clarinetten einen herrlichen Effect macht.“

Er hatte das Blasinstrument zum ersten Mal in Mannheim bei der dortigen Hofkapelle in Kompositionen von Johann Stamitz und dessen Sohn Carl kennengelernt und war begeistert. Begeistert waren auch die Besucher des „Musikalischen Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche, wo Peter Wallingers „sueddeutsche kammersinfonie bietigheim“ einen Teil dieser Werke zusammen mit dem preisgekrönten Ausnahme-Klarinettisten Sebastian Manz aufführte.

Das dreisätzige Klarinettenkonzert B-Dur von Stamitz Vater (1717-1757) eröffnete mit solistischen Skalen im „Allegro moderato“ und einer facettenreichen Solo-Kadenz. Dann folgte ein „Adagio“, das mit weichen Haltetönen und leuchtenden Klangbögen über der Orchester-Grundierung stimmungsvollen Klarinetten-Sologesang zelebrierte – der war so schön wie im langsamen Satz von Mozarts (Jahre später komponierten) Klarinettenkonzert. Im Finalsatz des Stamitz-Werke („Poco presto“) beeindruckten die fein ausdifferenzierten Lautstärke-Abstufungen und – wie in den voraufgegangenen Sätzen – das auf genaue Tempi achtende, einfühlsame Zusammenspiel des Solisten mit dem von Wallinger geleiteten Streichorchester. Im tänzerischen „Rondeau“ aus dem Es-Dur-Klarinettenkonzert von Stamitz Sohn (1745-1801) ging Manz bis an alle spielerisch-technischen Grenzen, denn der Affenzahn mit dem er wirbelnde Läufe absolvierte, war geradezu überirdisch.

Als Zugabe für die „Klatscharbeit“ des Publikums musizierten er und die Kammersinfonie Wolfgang Amadeus Mozarts zauberhaftes „Adagio“ KV 580A, eine Vorarbeit zum Klarinettenkonzert – auch, um nochmals das Mannheimer Bekehrungs-Erlebnis des späteren Wiener Meisterklassikers zu illustrieren. Eingerahmt wurden die solistischen Höhepunkte mit der Wiedergabe des Orchester-Quintetts Es-Dur von Josef Mysliveček (1734–1781), dem „Divino Boemo“, den auch Mozart schätzte. Und von einer temperamentvollen Interpretation der Suite für Streicher von Leos Janáček (1854-1928), wobei unter Wallinger am Dirigentenpult die kontrastreichen Charaktere der sechs Suitensätze mit feinem Gespür für unterschiedlichste Rhythmen und Farben exzellent herausgearbeitet wurden.

(Pforzheimer Zeitung vom 10.07.2018, Text: Eckehard Uhlig, Foto: privat)