Höhenflüge auf dem Kontrabass

26.09.2017

Beim „Podium junger Künstler“, dem Abschlusskonzert des „Musikalischen Sommers“ in der Lienzinger Frauenkirche, konnten die Zuhörer einen Kontrabassisten von Format erleben. (Pforzheimer Zeitung)

Leuchtendes Finale: Mariona Mateu Carles (links) und Simon Wallinger zum Abschluss des „Musikalischen Sommers“ in Lienzingen, Foto: Volker Henkel
Leuchtendes Finale: Mariona Mateu Carles (links) und Simon Wallinger zum Abschluss des „Musikalischen Sommers“ in Lienzingen, Foto: Volker Henkel

Lienzingen. In Patrick Süskinds Stück „Der Kontrabass“ beklagt sich der Protagonist, er werde mit seiner Bassgeige als Begleitmusiker verachtet. Beim „Podium junger Künstler“, dem Abschlusskonzert des „Musikalischen Sommers“ in der Lienzinger Frauenkirche, konnten die Zuhörer etwas ganz anderes erleben – nämlich einen Kontrabassisten von Format.
Da waren in der Sonate C-Dur (op.14 Nr.6) von Joseph Bodin de Boismortier (1691-1755) „Rokoko-Duette“ für zwei Kontrabässe zu hören, die Simon Wallinger zusammen mit Mariona Mateu Carles als lebhaften Instrumenten-Dialog präsentierte. Die erfrischende Zwiesprache arbeitete sich in vier Sätzen effektvoll an allerhand „Missverständnissen“ und sich motivisch wiederholenden Gesprächsfloskeln ab. Schließlich mündete die Diskussion der beiden Kontrabässe in einen gemeinsam erreichten, energisch ausformulierten Gleichklang ein.

Welche melodischen Schönheiten mit dem Kontrabass zu erreichen sind, demonstrierte Wallinger in „Elegie und Tarantella“ für Kontrabass und Streichquartett von Giovanni Bottesini (1821-1889). Da gab es in der Elegie einen fein singenden Kontrabass zu hören, dessen Klang mit poesievollem Zauber über den anderen Streicherstimmen leuchtete. Die Tarantella bot einen virtuosen Höhenflug mit Flageoletts und Glissandi, den man dem Instrument kaum zugetraut hätte. Nach Wallingers Zugabe, einem meisterlich interpretierten Tango von Astor Piazzolla, wollte der Applaus kein Ende nehmen.
Mit fein durchreflektiertem Spiel erfreuten zudem Kimberley Crawford (Violine), Till Breitkreutz (Viola) und Nicola Pfeffer (Violoncello), die in Trio-Formation Kompositionen von Mozart (Divertimento Es-Dur KV 563) und Franz Schubert (Streichertrio B-Dur D 471) musizierten.

(Pforzheimer Zeitung vom 26.09.2017, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Volker Henkel)