Farbintensive Klangbilder beim „Musikalischen Sommer“

25.07.2017

Hohe Qualität: Das Lotus String Quartet, das seit Jahren hier auftritt. Foto: henkel
Hohe Qualität: Das Lotus String Quartet, das seit Jahren hier auftritt. Foto: henkel

Mühlacker-Lienzingen. Zu den Konstanten, die auch im vierzigsten Jahr seines Bestehens beim „Musikalischen Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche für hohe Qualität bürgen, gehören die Konzerte des Lotus String Quartet. Die Auftritte der vier Musiker wirken von Mal zu Mal abgeklärter. Das Zusammenspiel von Sachiko Kobayashi und Mathias Neundorf (Violinen), von Tomoko Yamasaki (Viola) und Chihiro Saito (Violoncello) hat einen – die einzelnen Stimmen verschmelzenden – Wohlklang erreicht, der sich durch warme, farbenreiche, fließende Klangbilder auszeichnet.

Lotus String eröffnet das Matinee-Konzert am Sonntag, gewissermaßen als Fortsetzung von Joseph Haydns „Sonnenaufgang-Quartett“, das im „Concerto“ vom November 2016 geboten wurde, mit dessen „Zweitem Sonnenquartett“ (in C-Dur, op. 20 Nr. 2). Der zweite Satz dieses Werks – ein breit ausgezogenes, merkwürdig zerklüftetes, in Teilen sehr zartes Adagio – wird von den Interpreten als sein Herzstück herausgestellt: Wunderschöne melodische Bögen formen einen nachhaltigen Empfindungs-Ausdruck. Verblüffend dann der pulsierend fugierte Finalsatz.

Mit Claude Debussys Streichquartett g-Moll op. 10 folgt ein starker Kontrast in Farben und Formen. Hier betonen die vier Streicher den ohne strengen Formenkanon frei und spielerisch gleitenden Melos, die leuchtende Buntheit zahlreicher Floskeln, setzen lebhafte Affekte im „Assez vif et bien rythmé“ oder mit aufgestecktem Dämpfer die Sanftheit der Klanglinien im Andantino doucement.

Nach der Pause musiziert Lotus String das großartige Streichquartett Es-Dur (op. 127) von Beethoven. Beeindruckend die einleitenden, wuchtigen Akkordballungen des Maestoso, die leierkastenhafte Melodik und schön entfaltete Figuren der Violine im zweiten Satz (Adagio), die Pizzikato-Abschnitte und schwungvoll rhythmisierten Staccato-Phrasen im Scherzo und die vitale Energie des Finales. Für die Gemeinde der Quartett-Liebhaber ist es Vergnügen und Glück, die vier Solisten bei ihrem musikalischen Gespräch erleben zu dürfen.

(Pforzheimer Zeitung vom 25.07.2017, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Henkel)