Barocker Charme: Wolfgang Bauer Consort zu Gast in Lienzingen

12.09.2017

Wolfgang Bauer brilliert beim Musikalischen Sommer in Lienzingen. (Pforzheimer Zeitung)

Wolfgang Bauer brilliert beim Musikalischen Sommer in Lienzingen.  Foto: Fotomoment
Wolfgang Bauer brilliert beim Musikalischen Sommer in Lienzingen. Foto: Fotomoment

Mühlacker-Lienzingen. Zweifellos hätte auch Wolfgang Bauer besondere „Reichsprivilegien“, mit denen einst Kaiser und Könige ihre Hoftrompeter ausstatteten, verdient. Denn der Meistertrompeter, der das Konzert des nach ihm benannten Ensembles beim Musikalischen Sommer in Lienzingen mit launigen Anekdoten aus der Musikgeschichte umrahmte, ist eine Klasse für sich.

Das stellte die Wiedergabe der „Sanssouci-Trio-Momente eines Königlichen Themas“ für Piccolo-Trompete, Violoncello und Cembalo von Bernhard Krol eindrucksvoll unter Beweis, die der 2013 verstorbene Komponist eigens für Bauer geschrieben hat. So strahlend klar, mit solch metallisch gehärteter Kontur hört man die hohe Trompete selten, zumal in einer anspruchsvollen modernen Komposition zu einem Thema aus Bachs „Musikalischem Opfer“, deren Schwierigkeitsgrade noch höher einzuschätzen sind, als es der komplizierte Titel des Stücks andeutet. Auch seinen Begleitern, dem Cellisten Clemens Weigel und dem Cembalospieler Thomas Strauß, war die virtuose Herausforderung anzumerken.

Abgesehen von diesem Werk erfreute die Matinee ihr begeistertes Publikum mit dem Charme barocker Klanggemälde. In Tommaso Albinonis Concerto op. 7, Nr. 3 leuchtete die Trompete mit kunstvoll ausgeführten Skalen in den schnellen Ecksätzen und klangschönen Melodiebögen im langsamen Mittelsatz über filigran gewirkten Klangteppichen der Streicher-Gruppe mit Geiger Christian Ostertag (Solist und Primarius), Dietlind Mayer (Violine), Ludwig Hampe (Viola) und dem schon genannten Continuo.

Ein Beispiel der unter Barock-Komponisten so beliebten Lautmalerei präsentierten die Interpreten mit Heinrich Ignaz Bibers heiterer „Sonata representativa“ für Violine und Generalbass: Da sang mit der Violinstimme eine Nachtigall ihr melancholisches Lied, Kuckuck-Ruf und Wachtelschlag waren zu hören, aber auch das Miauen eines Kätzchens sowie Henne und Hahn. Mit dem Diskant-Horn, das auf unseren Konzertpodien kaum noch zu erleben ist, brillierte nochmals Wolfgang Bauer in Johann Baptist Georg Nerudas „Concerto per Corno“ Es-Dur. Bachs Ouvertüre aus der Suite für Streicher in a-Moll (BWV 1067), die in rekonstruierter Urfassung geboten wurde, und eine Sonata für Trompete und Streicher von Giuseppe Torelli rundeten die Konzert-Matinée in der bis auf den letzten Platz besetzten Lienzinger Frauenkirche ab.

(Pforzheimer Zeitung vom 12.09.17, Text: Eckehard Uhlig, Foto: Fotomoment)