25.06.2025
Der 16-jährige Pianist Kolja Hölscher, die 19-jährige Violinistin Maria Helling und die 17-jährige Cellistin Anna Meipariani geben im Rahmen der Reihe „Musikalischer Sommer“ ein bemerkenswertes Konzert in der Lienzinger Frauenkirche. (Mühlacker Tagblatt)
Mühlacker. Drei junge Profimusiker haben am Sonntag ihr Publikum mit ihrem virtuosen Spiel in himmlische Sphären der Glückseligkeit entführt, licht und hell, so wie die Kirche, in der sie musizierten. Hinter dieser musikalischen Strahlkraft stehen Begabung, Leidenschaft und sehr viel Arbeit. Angesichts ihrer Darbietung verwundert die lange Liste gewonnener Ehrungen und Preise in der Konzertinformation nicht.
Im Rahmen des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche Lienzingen zeigten im Konzert „Junge Talente“ der 16-jährige Pianist Kolja Hölscher, die 19-jährige Violinistin Maria Helling und die 17-jährige Cellistin Anna Meipariani ihr außergewöhnliches Können. Gleich zu Beginn holten sie das Publikum mit einem Werk ab, das wohl den meisten gefallen dürfte: dem Klaviertrio in Es-Dur von Joseph Haydn. Haydns Musik klingt harmonisch, ist leicht und vergnüglich – ideal für diesen heiteren Sonntagmorgen. Die drei Musiker erzählen mit ihrem Spiel eine Geschichte von Harmonie und Glück, durchsetzt von dramatischen Momenten, in denen ihre Ausdruckskraft besonders deutlich wird. Haydns Kapriolen führen stets zurück in den wohlgeordneten Rahmen, typisch für die Wiener Klassik, der diese Musik angehört.
Nach dieser Einführung ging es weiter mit einer Überraschung: Dimitri Schostakowitsch, Klaviertrio Nummer 2 e-moll, geschrieben im Gedenken an einen verstorbenen Freund. Die Musizierenden vermitteln es ganz deutlich: Seine Welt stand kopf. Das ist schon der ungewöhnlichen Klangverteilung anzumerken. Die Tonlage des Cellos ist normalerweise tief, die der Geige hoch. Hier ist es umgekehrt. Eine dem Instrument entgegengesetzte Tonlage zu spielen, ist ganz große Kunst. Das Stück wechselt zwischen Momenten der Leichtigkeit, exotischen Motiven und tiefem Ernst. Noch blitzt ein Hauch von Haydns Klassik durch. Doch insgesamt wendet sich das Stück dem modernen Terrain zu. Mit musikalischem Feingefühl erzählen die drei die Geschichte dieser Freundschaft – spannungsvoll, aber auch erfüllt von tiefer Trauer.
Nach der Pause bleiben die Musizierenden mit Bedřich Smetanas Klaviertrio in g-moll opus 15 der Moderne treu. Dieses Stück schuf der Komponist in Erinnerung seines mit nur vier Jahren verstorbenen Sohnes. Es ist geprägt von emotionalen Kontrasten: Heitere Gedanken mischen sich mit der tiefen Trauer des Vaters. Die Musizierenden wirken aufeinander eingespielt und mit der Musik verbunden. Besonders fällt auf, dass sie in ihrem Spiel ihre eigene Stimme gefunden haben, mit der sie der Komposition zum Erklingen verhelfen.
Eine besondere Erwähnung verdienen auch die kostbaren Instrumente der Streicherinnen: Die Geige stammt von dem renommierten Geigenbauer Camillus Camilli aus dem Jahr 1731, das Cello von dem Venezianer Mateo Goffriller aus dem Jahr 1710.
Als Zugabe spielten die jungen Talente erneut den zweiten Satz aus Schostakowitschs Trio, der in seinem imposanten Temperament gut zu den Jugendlichen passt. Sofern die erste Präsentation an musikalischer Brillanz zu überbieten war, ist dies in der zweiten gelungen. Das Publikum überschlug sich vor Begeisterung mit einem nicht enden wollenden Applaus.
(Mühlacker Tagblatt vom 25.06.2025, Text und Foto: Dr. Lilli Weber)