Die perfekte Verschmelzung

12.06.2024

Konzertreihe „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche erlebt einen perfekten Auftakt: Das „Alliage Quintett“ mit vier Saxofonen und Klavier bietet eine Auslese von Werken früherer Auftritte. (Mühlacker Tagblatt)

Bekannte Gäste bei den Sommerkonzerten in der Frauenkirche: Das „Alliage Quintett“ sorgt wieder für volle Bankreihen. Foto: Fotomoment 
Bekannte Gäste bei den Sommerkonzerten in der Frauenkirche: Das „Alliage Quintett“ sorgt wieder für volle Bankreihen. Foto: Fotomoment

Mühlacker-Lienzingen. Mit einem faszinierenden Konzertereignis hat das „Alliage Quintett“ mit Daniel Gauthier (Sopransaxofon), Miguel Valles Mateo (Altsaxofon), Simon Hanrath (Tenorsaxofon), Sebastian Pottmeier (Baritonsaxofon) und Jang Eun Bae (Klavier) die Konzertreihe „Musikalischer Sommer“ in der voll besetzten Frauenkirche in Lienzingen eröffnet.

Die Verschmelzung vielfältiger Stilrichtungen mit einer farbenprächtigen Klangfülle sind das Markenzeichen und Programm von „Alliage“. Dabei bezieht sich der Name, der französische Begriff für „Legierung“, nicht nur auf das aus unterschiedlichen Metallen – hauptsächlich Kupfer und Zink – bestehende Saxofon. Das Bild der Verschmelzung steht auch für das musikalische Idealbild der fünf Musiker eines homogenen Klangkörpers und einer perfekt aufeinander abgestimmten Spielkultur.

Diesem so im Programmblatt formulierten Ideal wurde das Quintett bei ihrem Auftritt in Lienzingen absolut gerecht. Tatsächlich verschmolzen die Klänge der Instrumente im Raum der Frauenkirche auf wunderbar organische Weise. Unter dem Motto „À la recherche du temps perdu“ wurde Kammermusik vom Feinsten serviert mit einer Auslese an Werken, die „Alliage“ seit dem Lienzinger Debüt vor 25 Jahren in der Frauenkirche zum Erklingen brachten.

Im ersten Programmteil entführte das Ensemble mit Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ in das Reich der Elfen und Gnome und mit Rimsky-Korsakovs „Scheherazade“ in die geheimnisvolle Welt von „Tausendundeiner Nacht“. Erstaunlich, welch feine, ganz unterschiedliche Klangschattierungen das Saxofon-Quartett im Zusammenspiel mit dem Klavier zu zaubern vermochte. Von zarten, wie aus dem Nichts heraufbeschworenen Klangteppichen wie zum Beispiel zu Beginn und am Ende des „Sommernachtstraumes“ bis hin zu Klangorgien von orchestraler Fülle reichte das immense Spektrum der Formation.

Nach der Pause entführten „Alliage“ das Publikum mit der spritzigen Ouvertüre zu „Candide“ von Leonard Bernstein und mit den beiden Planeten „Venus“ und „Jupiter“ von Gustav Holst wieder in ganz andere Sphären: In impressionistischem Gewand mit Anklängen an Debussy präsentierte sich „Venus“ als Göttin des Friedens und „Jupiter“ in heiterem Tonfall mit Zitaten aus Mozarts Jupiter-Sinfonie als Gott der Freude. Jun Nagao zeigte sich hier als genialer Arrangeur mit allerhand unterhaltsamen „Zutaten“ und zugleich als kreativer Mit-Schöpfer. Seiner Feder entsprang auch die mitreißende „Carmen“-Rhapsodie, basierend auf der bestens bekannten Vorlage von George Bizet. Der hoch virtuose, wild wirbelnde Schluss riss das Publikum zu wahren Beifallsstürmen hin.

„Alliage“ bedankten sich mit einem nostalgischen Walzer von Dimitri Schostakowitsch: „À la recherche du temps perdu – wie aus entlegenen Zeiten“. pm

(Mühlacker Tagblatt vom 12.06.2024, Text: pm, Foto: Fotomoment)