„Die Tore öffnen sich für alle – mit Vor- und Rücksicht“

04.06.2022

Festivalleiter Peter Wallinger spricht über die neue Saison und freut sich über das ungebrochene Interesse am „Musikalischen Sommer“.

Mühlacker-Lienzingen. Peter Wallinger, Initiator und Leiter der Konzertreihe „Musikalischer Sommer“, freut sich auf die 45. Saison der Konzertreihe in der Lienzinger Frauenkirche – dieses Mal ohne coronabedingte Einschränkungen. Doch die vergangenen Jahre haben auch positive Aspekte.

Was bedeutet es für Sie, dieses Mal in eine Saison ohne Corona-Einschränkungen zu gehen?

Endlich wieder Planungssicherheit! Und die Tore der Frauenkirche öffnen sich wieder für alle – mit Vor- und Rücksicht.

Gibt es Erkenntnisse aus den vergangenen beiden Jahren, an denen Sie auch ohne spezielle Pandemie-Regeln festhalten werden?

Auf jeden Fall! Die auferlegten Einschränkungen haben uns kreativ gemacht: Die aus der Not geborenen vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten von Bühnen- und Zuschauerraum werden wir beibehalten mit all den neuen Erkenntnissen zu den akustischen Verhältnissen in der Kirche.

Die Konzertreihe in der Lienzinger Frauenkirche besteht nun seit 45 Jahren. Hätten Sie das am Anfang für möglich gehalten?

Am Anfang denkt man ja nicht ans Aufhören. Jedenfalls freue ich mich heute – mit ein wenig Stolz – über die lange Lebenszeit des „Musikalischen Sommers“ und vor allem über die stetige Resonanz einer breiten Hörerschaft.

Sind auch nach 45 Jahren noch neue musikalische Akzente möglich?

Ja, natürlich. Neben neuen Raum- und Dialogformen zwischen Künstlern und Publikum gibt es immer wieder neue Entdeckungen im unerschöpflichen Fundus der Musik. So bringt zum Beispiel das spiel- und entdeckungsfreudige Saros-Ensemble unbekannte, hochinteressante Komponistinnen des Barock an die Oberfläche. Und die jungen Musiker der „Lienzingen-Akademie“ präsentieren Bachs großartige „Goldbergvariationen“ in neuem Gewand.

(Mühlacker Tagblatt vom 04.06.2022, Fragen von Carolin Becker)

Stars der Szene und Aufsteiger zu Gast

Der „Musikalische Sommer“ in Lienzingen feiert sein 45-jähriges Bestehen. Bei der Neuauflage der Klassikreihe stehen zwischen dem 19. Juni und dem 25. September in der Frauenkirche sechs Sonntagsmatineen mit hochkarätigen Künstlern auf dem Programm.

Mühlacker-Lienzingen. Die Klassikreihe „Musikalischer Sommer“ lockt seit 45 Jahren mit ausgesuchten Programmen in den Mühlacker Stadtteil Lienzingen. „Im malerischen Ambiente der spätgotischen Frauenkirche am Rande des Naturparks Stromberg-Kraichgau erwartet die Hörer erneut ein fein auf den archaischen Raum mit bester Akustik abgestimmtes Programm, präsentiert von namhaften Ensembles und Solisten, aber ebenso von hochtalentierten jungen Künstlern und Künstlerinnen“, teilt Peter Wallinger mit. Er ist der Initiator der Reihe und prägt sie als künstlerischer Leiter und als Dirigent vieler Konzerte.

Für das Eröffnungskonzert am 19. Juni um 11 Uhr hat Wallinger mit Anna Meipariani eine hochbegabte, erst 14 Jahre alte Cellistin gewonnen, die bereits in solch jungen Jahren als Trägerin einer ganzen Reihe nationaler wie internationaler Preise aufhorchen hat lassen. Dabei wähle die aus einer georgischen Musikerfamilie stammende Künstlerin für ihr Lienzinger Debüt drei großartige Meisterwerke der Celloliteratur von Beethoven, Katchaturian und Grieg.

Auch in der Sonntags-Matinee am 3. Juli stellen sich laut Mitteilung vier junge, spiel- und experimentierfreudige Musikerinnen – alle mit regelmäßigen Verpflichtungen in renommierten Orchestern wie dem Freiburger Barockorchester oder der Kammerphilharmonie Bremen – als neugegründetes „Saros-Ensemble“ vor. „Quicklebendige Barockmusik aus Italien, Frankreich und Deutschland steht im spannenden Dialog mit ältester und neuer Musik“, blickt Peter Wallinger voraus auf das Konzert.

Auf eine musikalische Reise in nordische Gefilde mit Musik im heiteren Serenaden-Ton von Bruch, Sibelius, Svendsen, Pärt und Grieg begibt sich die Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim am Sonntag, 10. Juli, um 11 Uhr: Norwegen, Schweden, Finnland, Estland und Island sind dabei die Stationen. Solistin ist die Konzertmeisterin des Concertgebouw Orchesters Amsterdam, Ursula Schoch; geleitet wird das Orchester von Simon und Peter Wallinger.

Bachs „Goldberg-Variationen“ stehen im Mittelpunkt des Podiums junger Künstler am Sonntag, 24. Juli, um 11 Uhr. Das siebenköpfige Ensemble der „Lienzingen-Akademie“ trifft sich mittlerweile im fünften Jahr zum intensiven mehrtägigen Austausch mit und über Musik und wird unter der künstlerischen Leitung von Simon Wallinger eine gemeinsam erarbeitete Ensemble-Fassung des Bach’schen Meisterwerks vorstellen.

„Und nach der Sommerpause wird Kammermusik vom Allerfeinsten geboten“, schaut Peter Wallinger voraus. Mit Leonard Schelb und Wiebke Weidanz werden am Sonntag, 11. September, um 11 Uhr zwei Experten ihres Faches auf Traversflöte und Cembalo mit Werken des 18. Jahrhunderts auftreten. Als gefragte Interpreten gastieren die beiden an den Musikhochschulen von Köln und Leipzig Lehrenden bei den führenden internationalen Festivals.

Das renommierte Lotus String Quartet, das schon häufig in der Frauenkirche zu hören war, beschließt am Sonntag, 25. September, 11 Uhr, die Lienzinger Saison 2022 mit Streichquartetten von Haydn, Mendelssohn und Verdi.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Kartenbestellungen nimmt das Sekretariat „Musikalischer Sommer“ per Telefon 07043/958393 beziehungsweise E-Mail an susanne@boekenheide.net entgegen. Weitere Infos unter www.muehlacker-klassik.de/musikalischer-sommer.

(Mühlacker Tagblatt vom 04.06.2022, Text: pm)