„Musikalischer Sommer“ erlebt ein faszinierendes Finale

29.09.2021

Alliage Quintett begeistert das Publikum in der Lienzinger Frauenkirche. (Mühlacker Tagblatt)

Das Alliage Quintett beschließt die Konzertreihe in der Frauenkirche. Foto: Filitz  
Das Alliage Quintett beschließt die Konzertreihe in der Frauenkirche. Foto: Filitz

Mühlacker-Lienzingen. Mit einem Gastspiel des Alliage Quintetts ist die Reihe „Musikalischer Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche ausgeklungen. Eine Pianistin und vier Saxofonisten ließen die Zuhörer jubeln.

„Verschmelzung vielfältiger Stilrichtungen und farbenprächtige Klangfülle sind Markenzeichen und Programm von Alliage. Dabei bezieht sich der Name ,Alliage‘, das französische Wort für ,Legierung‘, nicht nur auf das aus unterschiedlichen Metallen – hauptsächlich Kupfer und Zink – bestehende Saxofon. Das Bild der Verschmelzung verkörpert vielmehr das musikalische Idealbild der fünf Musiker von einem homogenen Klangkörper und einer perfekt aufeinander abgestimmten Spielkultur.“ Mit diesem Text aus dem Programmblatt war der Besucher bestens informiert, welch hohes musikalisches Niveau er bei der Interpretation von Werken von Henry Purcell (1659-1695) und zeitgenössischen Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Camille Saint-Saëns, Gustav Holst, Kurt Weill, Aram Khachaturian und Leonard Bernstein erwarten durfte. Mit ihrem Sopran-, Alt-, Tenor- und Bass-Saxofon, am Klavier begleitet von Jang Eun Bae, eroberten Daniel Gauthier, Miguel Valles Mateu, Simon Hanrath und Sebastian Pottmeier mit einer schier unbeschreiblich farbenprächtigen Klangfülle den Kirchenraum bis in den letzten Winkel.

Aus ihrem umfangreichen Repertoire spielten sie zum Auftakt von Purcell eine fünfsätzige Suite aus „The Fairy Queen“, einer englischen Barockoper, deren Libretto auf Shakespeares Sommernachtstraum zurückgeht. Wer bisher Purcell-Werke nur auf Streichinstrumenten intoniert kannte, war erstaunt, wie feinsinnig Alliage das Auf und Ab der Gefühlswallungen aus dem Operngeschehen, in dem getanzt und gesungen wird, umzusetzen wusste. Tänzerisch flott erklang das Rondeau, zuvor fast schwermütige Melodien, dann bezaubernd, wie im Satz „The Birds“ das Sopran-Saxofon fröhlich zwitscherte und mit einer glanzvollen Jig das Stück dann endete. Das Publikum dankte schon da mit großem Applaus.

Sopran-Saxofonist Gauthier ist der Gründer des Ensembles. In seiner Begrüßung der Besucher erinnerte er daran, dass Alliage 1999 zum ersten Mal und dann wiederholt, letztmalig 2016, in der Frauenkirche musiziert habe. Charmant stellte er dann die nächste Interpretation vor, den Danse bacchanale aus Samson et Dalila. „Eigentlich ist es noch zu früh am Tag für dieses Liebesdrama“, sagte er lächelnd, dennoch griffen alle beherzt zu ihren Instrumenten und spielten sich virtuos und presto, presto dem Höhepunkt der Verführung entgegen. Der Applaus steigerte sich noch.

Ruhiger gestalteten sich die Seven Scottish Airs von Holst, rasant dagegen wieder die fünf Songs aus Weills Dreigroschenoper, darunter der bekannte „Mackie Messer“.

Waren die bisherigen Darbietungen schon reich an anspruchsvollen Höhepunkten gewesen, hatten Pianistin und die Vier schon ungemein facettenreich aufgespielt, so boten sie nun mit dem Walzer aus „Masquerade“ von Khachaturian etwas fürs Herz und Gemüt. Im Wohlklang schwelgen, am liebsten im Rhythmus mitschwingen, sich dem ganz hingeben. Sein ganzes Können konnte das Quintett nochmals ausspielen mit der Suite aus der West Side Story von Bernstein. Den Spagat zwischen klassischer Kammermusik und gehobener niveauvoller Unterhaltung beherrschen die Musiker hervorragend. Wegen der starken Nachfrage wurde das Konzert am Nachmittag wiederholt.

(Mühlacker Tagblatt vom 29.09.2021, Text u. Foto: Eva Filitz)