Musikalischer Sommer in Lienzingen soll stattfinden

28.05.2020

Das Konzept, das die Durchführung des „Musikalischen Sommers“ in der Frauenkirche trotz aller Corona-Einschränkungen ermöglichen soll, stößt bei der Stadt auf offene Ohren und wartet jetzt noch auf grünes Licht vom Land. Der Vorverkauf läuft. (Mühlacker Tagblatt)

So sah es noch 2019 beim Auftritt des Lotus String Quartet in der Frauenkirche aus. Foto: Archiv, privat
So sah es noch 2019 beim Auftritt des Lotus String Quartet in der Frauenkirche aus. Foto: Archiv, privat

Mühlacker-Lienzingen (pm/cb). Anders als viele andere Konzertreihen, die bereits abgesagt wurden, lässt sich der „Musikalische Sommer“ in der Lienzinger Frauenkirche wohl auch unter den Erschwernissen der Corona-Zeit realisieren.

Das Festival, teilte der Leiter und Initiator Peter Wallinger mit, habe „nach aktuellem Zwischenstand gute Chancen, auch in diesem Jahr seine Tore für die Musikfreunde zu öffnen“. Wie berichtet, hatten Wallinger und sein Team in den vergangenen Wochen ein Konzept erarbeitet, das mittlerweile vom Ordnungsamt Mühlacker soweit Zuspruch erhalten habe. Es entspreche „voll und ganz“ den momentan geltenden Sicherheitsmaßnahmen und eröffne zugleich dank der besonderen Gegebenheiten der Frauenkirche neue, ungeahnte Möglichkeiten des Hörens und Erlebens. Die Voraussetzungen für die Durchführung der Konzerte beschreibt Peter Wallinger wie folgt. Die Besucherzahl in der Kirche sei auf maximal 80 beschränkt. Eine Bestuhlung müsse die Abstandsregeln berücksichtigen. Je nach auftretendem Ensemble würden die Stühle unterschiedlich im Raum positioniert. Für Ein- und Ausgang würden Regelungen getroffen, um Ansammlungen und zu enges Aufeinandertreffen zu vermeiden, und Tickets könnten – jetzt zum regulären Kartenpreis – nur an den Vorverkaufsstellen gekauft werden. Desinfektionsmittel stünden bereit, das Tragen eines Mundschutzes werde beim Hinein- und Hinausgehen empfohlen.

„Im Moment warten wir noch auf die endgültige Genehmigung der Landesbehörde, sind aber zuversichtlich, dass wir auch von dort grünes Licht bekommen“, beschreibt Peter Wallinger den Stand der Dinge. Am Dienstag dieser Woche sei der Vorverkauf gestartet worden, und Musikfreunde würden dringend gebeten, diesen Weg des Kartenerwerbs auch in Anspruch zu nehmen, um jegliche Kassensituation vor Ort zu vermeiden. Wer Tickets bestellen wolle, möge angeben, ob er oder sie allein oder im Familienverbund das Konzert besuchen wolle. Dann könnten die Stühle entsprechend platziert werden. Kontaktdaten für eine mögliche Rückverfolgung beziehungsweise eine eventuelle Kartenrücknahme seien anzugeben.

Peter Wallinger versprüht Optimismus mit Blick auf die Saison, verhehlt aber nicht, dass für ihn ein Wermutstropfen bleibt: deutlich weniger Besucher und demzufolge beträchtliche finanzielle Einbußen. „Doch alle Anstrengungen sind es uns wert: Denn Musik gehört in den lebendigen Hör-Raum der Frauenkirche hinein.“

Die Klassikreihe blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die Geburtsstunde war am 4. September 1977. Warum gerade die Frauenkirche zum Schauplatz wurde, beschrieb Peter Wallinger vor einiger Zeit wie folgt: „Auf der Suche nach einem geeigneten Aufführungsort betraten wir im Sommer 1977 das Innere der Kirche, bewunderten die überreiche Ornamentik der gewölbten Holzdecke, lachten über den Narren mit Schellenkappe, der sich keck dazwischenschlich, waren aber am meisten fasziniert von dem Raum selbst, seiner archaischen Schlichtheit und Stimmigkeit und seiner einzigartigen Akustik, die wir – zunächst singend – bis in den letzten Winkel hinein abtasteten und aushorchten. Wir fanden das Dach für unsere Musik.“ Seither sind renommierte Künstler zu hören gewesen. Was zieht sie nach Lienzingen? Peter Wallinger sagte dazu in einem Interview: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass gerade große Künstlerpersönlichkeiten nicht in erster Linie wegen einer supermodernen Bühnentechnik, ja nicht einmal wegen einer großen Gage einen Aufführungsort bevorzugen. Was gesucht und geschätzt wird, ist die Stimmigkeit von Veranstaltung und Ort. Dazu zählen eine gute Akustik, ein ansprechendes Ambiente, eine gut durchdachte Organisation, schlüssige Programmkonzepte und – nicht zu vergessen – ein aufgeschlossenes Publikum.“ Nun erwartet die Zuhörer, grünes Licht der Landesbehörde vorausgesetzt, eine neue Erfahrung.

Karten, in diesem Jahr ohne Vorverkaufsrabatt, bei Buch-Elser in Mühlacker, im Kartenbüro der Schmuckwelten Pforzheim und über das Sekretariat „Musikalischer Sommer“: Susanne Bökenheide, 07043/958393, susanne@boekenheide.net.

Das Programm im Überblick

Sonntag, 14. Juni, 11 Uhr
Lotus String Quartet mit Sachiko Kobayashi (Violine), Mathias Neundorf (Violine), Tomoko Yamasaki (Viola), Chihiro Saito (Violoncello)
Programm: Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett C-Dur KV 156, Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett e-moll opus 44 Nummer 2, Pjotr I. Tschaikowsky Streichquartett Nummer 1 D-Dur opus 11

Sonntag, 28. Juni, 11 Uhr
Grand Duo Concertant mit Michinori Bunya (Kontrabass), Matthias Buchholz (Viola)
Brillantes Programm zweier Weltklasse-Musiker

Sonntag, 12. Juli, 11 Uhr
Süddeutsche Kammersinfonie Bietigheim, Ursula Schoch und Tjeerd Top (Violinen), Ricardo Magnus (Cembalo), Leitung Peter Wallinger
Programm: Johann Sebastian Bach Cembalokonzert f-moll BWV 1056, Anton Bruckner Adagio aus dem Streichquintett, Johann Sebastian Bach Violinkonzert E-Dur BWV 1042, Johann Sebastian Bach Doppelkonzert d-moll BWV 1043

Sonntag, 26. Juli, 11 Uhr
Mannheim Brass Quintett mit Klaus Bräker, Wolfram Lauel (Trompeten), Reimer Kühn (Horn), Matthias Gromer (Posaune), Stefan Heimann (Tuba)
Programm: Werke von Antonio Vivaldi bis George Gershwin und Astor Piazzolla

Sonntag, 13. September, 11 Uhr
Trio Ostertag mit Christian Ostertag (Violine), Katrin Melcher (Viola), Martin Ostertag (Violoncello) sowie Fritz Schwinghammer (Klavier)
Programm: Gustav Mahler Klavierquartett-Satz a-moll, Antonín Dvorák Klaviertrio Nummer 2 g-moll opus 26, Robert Schumann Klavierquartett Es-Dur opus 47

Sonntag, 27. September, 11 Uhr
Podium junger Künstler, Abschlusskonzert der „Lienzinger Akademie 2020“
Konzertmeister Yves Ytier (Violine), Konzeption und künstlerische Leitung Simon Wallinger
Programm: unter anderem Werke von Jean-Philippe Rameau, Johann Sebastian Bach, Igor Strawinsky, György Kurtág „Aus der Ferne“

(Mühlacker Tagblatt vom 28.05.2020, Text: pm/cb, Foto: Archiv, privat)