Souverän bis in allerhöchste Register

13.09.2017

Das „Wolfgang Bauer Consort“ begeistert beim „Musikalischen Sommer“ in der voll besetzten Frauenkirche Lienzingen. (Mühlacker Tagblatt)

Das „Wolfgang Bauer Consort“ beim Konzert in der Lienzinger Frauenkirche. Foto: Fotomoment
Das „Wolfgang Bauer Consort“ beim Konzert in der Lienzinger Frauenkirche. Foto: Fotomoment

Um ein außergewöhnliches Klangerlebnis reicher sind die Musikfreunde, die am Sonntag den „Musikalischen Sommer“ in Lienzingen genossen haben.

Mühlacker-Lienzingen (pw). Freunde der Klassikreihe bewundern seit langem die besondere Atmosphäre der Frauenkirche Lienzingen mit ihrer außergewöhnlich guten Akustik.

Dass nicht nur Streicher-, sondern auch Trompetenklänge den Raum mit seiner breitausladenden Tonnendecke bezaubern können, bewies das erste Matinee-Konzert nach der Sommerpause am Sonntag, zumal, wenn ein Ausnahmekünstler wie Wolfgang Bauer den Solopart bestreitet und seine Töne so sensibel in die akustischen Gegebenheiten einzupassen versteht. Gleich vier Konzerte bewältigte er mit atemberaubender Bravour, souveräner Technik bis in allerhöchste Register und gleichzeitig mit stilsicherer Ausgestaltung feinster Nuancen.
Mit Tommaso Albinoni und Giuseppe Torelli standen zwei brillant vorgetragene Italiener aus der Barockzeit am Anfang und Ende des Programms. Zwei hübsche Überraschungen erklangen jedoch dazwischen: Mit Johann Baptist Nerudas „Concerto per Corno“ gab es nicht nur stilistisch einen Ausflug in die Frühklassik; in klangschönem Kontrast zur Trompete stand auch der weiche, warme Klang des Diskanthorns, zu dem Wolfgang Bauer mühelos wechselte und mit dem er neben hochvirtuosen Passagen viele sangliche Momente hervorrief.

In Bernhard Krols Sanssouci-Trio „Momente eines Königlichen Themas“ für Piccolo-Trompete, Violoncello und Cembalo, das für das „Wolfgang Bauer Consort“ geschrieben wurde, kam das von Friedrich dem Großen vorgegebene und von Bach in seinem „Musikalischen Opfer“ verarbeitete Thema variantenreich zu Ehren. Eine interessante Komposition, die mit ihrer klaren Gliederung, ihren abwechslungsreichen Dialogen der drei konzertierenden Instrumente und ihrer inneren Organik unschwer zu verfolgen war und vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurde.

Ausgezeichnete Unterstützung erfuhr Wolfgang Bauer durch sein Consort, das sich aus befreundeten, hochqualifizierten Musikern zusammensetzt. An seiner Spitze der Konzertmeister des SWR-Sinfonieorchesters Christian Ostertag, daneben die Geigerin Dietlind Mayer, der Bratschist Ludwig Hampe, der Violoncellist Clemens Weigel und der Cembalist Thomas Strauß. Sie bereicherten das Programm während der „Verschnaufpausen“ des Trompeters zunächst mit der rekonstruierten Urfassung der Ouvertüre BWV 1067, die Bach später als Eröffnungssatz seiner berühmten h-moll-Suite verwendete. Besonders der schnelle, fugierte Mittelteil profitierte von der filigranen, kammermusikalisch besetzten ursprünglichen Version.

Zum Schmunzeln brachte die Zuhörer außerdem die „Sonata representativa“ für Solovioline und basso continuo von Heinrich Ignaz Franz Biber, der lange vor Vivaldis „Jahreszeiten“ seine Werke mit raffinierten, lautmalerischen Klangwirkungen versah. So brachte Christian Ostertag allerhand Vogelstimmen, aber auch Imitationen von Fröschen und Katzen-Gejaule meisterhaft zum Klingen.

Das begeisterte Publikum erlebte in der bis auf den letzten Platz besetzten Frauenkirche ein höchst abwechslungsreiches Matinee-Konzert, zu dessen glanzvoller Abrundung nicht zuletzt die kurzweilige und aufschlussreiche Moderation von Wolfgang Bauer beitrug.

(Mühlacker Tagblatt vom 13.09.2017, Text: pw, Foto: Fotomoment)