Solisten-Ensemble lässt Farben erklingen

04.07.2017

Anne-Sophie Bertrand, Sarah Louvion, Ingo de Haas, Thomas Rössel und Ulrich Horn entzücken die Besucher in der gut gefüllten Frauenkirche (Mühlacker Tagblatt)

Das Solistenensemble Frankfurt beim Auftritt in der Frauenkirche. Foto: Fotomoment
Das Solistenensemble Frankfurt beim Auftritt in der Frauenkirche. Foto: Fotomoment

Mühlacker-Lienzingen. Die gut gefüllte Frauenkirche wartet gespannt auf das Solistenensemble Frankfurt. Erst vor kurzer Zeit haben sich die Musiker aus dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt und dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester zusammengefunden, um Werke für ihre Besetzung aufzuspüren und zu präsentieren. Für das Konzert innerhalb des Musikalischen Sommers in Lienzingen hatten sie bis auf das Flötenquartett von Wolfgang Amadeus Mozart, das das Konzert eröffnete, ein Programm von der Romantik bis in die Moderne mitgebracht.

Mozart liegt ihnen, und entsprechend frisch spielen Sarah Louvion (Flöte), Ingo de Haas (Violine), Thomas Rössel (Viola) und Cellist Ulrich Horn auf. Gerne lässt sich das Publikum mitnehmen von der Leichtigkeit, die die Kirche erfüllt. Tupfend zart begleiten die Streicher die gefühlvolle Flötistin, bevor sie sich wieder verstärkt einmischen. Dabei halten alle die Balance, setzen gezielt Akzente und lassen sich den Raum, so dass sich ein jeder mit seiner persönlichen Farbe einmischen kann. So fordern sie sich auf, spornen sich an, halten sich dem anderen zuliebe zurück und bringen einen leuchtenden musikalischen Blumenstrauß zum Erblühen.

Anne-Sophie Bertrand und ihre Harfe bilden schon optisch ein schönes Paar. Liebevoll zupft sie, die Stimmung prüfend, einige Saiten ihres Instruments. Für gut befunden entführen die beiden in die tänzerische Welt Elias Parish-Alvars’. Willig schmiegen sich Harfe und Instrumentalistin aneinander. Bertrand wirft kaum einmal einen Blick in die Noten, sondern betrachtet lieber Finger und Saiten, die gemeinsam den Zuhörern einen wunderbaren musikalischen Traum schenken.

Träumerisch verklärt erklingt zunächst auch die nachfolgende Fantasie für Violine und Harfe von Camille Saint-Saëns. Dann aber nimmt die Fantasie Fahrt auf, doch trotz aller technischen Raffinessen verlassen Bertrand und de Haas den wärmenden Mittelmeercharakter nicht. Da tanzen die Sonnenstrahlen durch die dort gedeihende Vegetation, spiegeln sich im Wasser, verleiten den Spaziergänger, zu verharren und den Blick in die Weite zu werfen, die Tierwelt zu betrachten, sich an Schmetterlingen zu erfreuen und die wohltuende Wärme und das Licht zu genießen, bis die Sonne leise im Meer versinkt.

Der Synästhetiker Claude Debussy eröffnet die zweite Konzerthälfte. Er gilt zudem als der Hauptvertreter des Impressionismus. Lyrische Melodien ersetzt Debussy durch farbenreiche Klangkombinationen, die in vielfältigen Schattierungen aufleuchten. Die nicht alltägliche Kombination von Harfe, Flöte und Viola trägt ein Übriges dazu bei. Louvion, Bertrand und Rössel spielen mit den Farben und den Kombinationsmöglichkeiten, führen den Betrachter zu immer neuen Details ihres Bildes, verweilen, leuchten es aus, bevor sie ihn mitnehmen, einen neuen Blickwinkel einzunehmen und Neues zu entdecken.

Anschließend kommt der Schwan – und was für einer! Zart lässt Bertrand das Wasser schimmern, auf dem sich der majestätisch schöne Schwan elegant bewegt. Ulrich Horn verleiht ihm einen aufrechten, starken Charakter, der aber durchaus weiche Seiten besitzt. Elegant, wie er kam, entschwindet er allzu bald auf der anderen Seite des Sees.

Das große Finale, das alle Instrumentalisten auf der Bühne vereint, ist Joseph Jongens Concert à cinq. Man merkt den fünf Musikern die Freude an ihrem Tun und die Liebe zur Musik an. Die drei sehr unterschiedlichen Sätze des Konzerts spielen sie mitreißend und stimmungsvoll und entfalten dabei eine Wirkung, der sich das Publikum nicht entziehen kann. Mehr als einer hat die Augen geschlossen, um die Musik noch konzentrierter und tiefer wahrnehmen zu können. Langanhaltender, begeisterter Applaus dankt dem Solistenensemble Frankfurt für einen erfüllten Sonntagmorgen.

(Mühlacker Tagblatt vom 04.07.2017, Text: Irene Schallhorn, Foto: Fotomoment)