„Es hat sich einfach so gefügt“

28.10.2025

Nachgefragt

Das Eröffnungskonzert der neuen Mühlacker-Concerto-Saison findet am Sonntag, 9. November um 11 Uhr mit Musikern aus Israel im Uhlandbau statt. Näheres berichtet Peter Wallinger, der Initiator und Künstlerische Leiter des Festivals.

Peter Wallinger, Foto: Archiv
Peter Wallinger, Foto: Archiv

Haben Sie bewusst an diesem Termin mit dem „Trio Delyria“ israelische Musiker eingeladen?

Wir haben das Datum nicht bewusst gewählt. Es gab einen persönlichen Kontakt zu dem Cellisten, der als Musiker bei Projekten meines Orchesters schon engagiert war und zufällig als Kind eine Zeit lang in Maulbronn gelebt hat. Er sprach mich auf sein Trio an, das mit CD-Produktionen und Auftritten in großen Sälen innerhalb kürzester Zeit eine steile Karriere startete. Bei der Raum- und Terminsuche kamen wir auf den 9. November, den Gedenktag an die Pogromnacht. Als ich von der bewegten Geschichte des Uhlandbaus erzählte, waren die Musiker sofort motiviert, dort zu spielen und auch das Programm mit den eindrucksvollen Variationen über eine hebräische Melodie von Ben-Haim darauf abzustimmen. Es hat sich also – wie so oft in der Kunst und im Leben – einfach so ergeben, einfach so gefügt.

Die Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani durch ein belgisches Musikfestival im September hat hohe Wellen geschlagen. Wie haben Sie dieses Ereignis verfolgt?

Die Ausladung halte ich persönlich für einen Skandal. Meines Wissens kann man ihm keine konforme Haltung der israelischen Regierung gegenüber vorwerfen. In diesen Zeiten führen Schwarz-weiß-Urteile nicht weiter – und Musik ist immer noch ein wertvolles Mittel der Verständigung.

Wie politisch muss/darf Musik sein?

Was heißt politisch? Als Musiker nimmt man sehr wohl Vorgänge des einen umgebenden gesellschaftlichen Lebens wahr und in subtiler Weise auf. Selbst Mozarts so wohlklingende Musik ist durchzogen von subtilen Botschaften, die persönlicher aber oft auch gesellschaftlicher Natur sind. Von Beethovens „neuen Tönen“ zu Zeiten der Revolution ganz zu schweigen. Auch als Interpret und Programmgestalter ist man dabei gefragt und gefordert.

Zurück zum Uhlandbau. Ihn gäbe es ohne das Engagement der jüdischen, von den Nazis ermordeten Familie Emrich nicht. Ist dieses Bewusstsein in der Bevölkerung weit genug verbreitet?

Man muss die Geschichte des Uhlandbaus und der Familie Emrich nicht an die große Glocke hängen, aber die Erinnerung gerade heute unbedingt wachhalten und immer wieder neu gestalten.

Wie wichtig ist der Uhlandbau?

Der Uhlandbau ist ein hervorragender Konzertsaal mit guter Akustik und in passender Größe. Ein Herzstück für Mühlacker!

(Mühlacker Tagblatt vom 28.10.2025, Die Fragen stellte Carolin Becker)