Kinder erleben zauberhaftes Musiktheater

28.03.2025

Klassische Melodien, ein kindgerechtes Bühnenbild aus LEGO-Steinen und das Spiel der Darsteller ergänzen sich zu einem schönen Gesamterlebnis für das junge Publikum. Foto: Bastian
Klassische Melodien, ein kindgerechtes Bühnenbild aus LEGO-Steinen und das Spiel der Darsteller ergänzen sich zu einem schönen Gesamterlebnis für das junge Publikum. Foto: Bastian

Mühlacker. Knapp 300 froh gelaunte, wuselige Kinder aus den Grundschulen Dürrmenz, Großglattbach, Diefenbach und Zaisersweiher haben am Donnerstag bereits um 9 Uhr morgens den Uhlandbau bevölkert. Mit dabei: ihre Lehrerinnen und Lehrer. Eingeladen hatten Mitglieder der Süddeutschen Kammersinfonie Bietigheim, die mit der Pyrmonter Theater Companie aus Niedersachsen schon länger erfolgreich zusammenarbeitet. Die Idee, Kindern gute Musik nahezubringen und sie dafür zu begeistern, hatte Peter Wallinger, der Gründer der Reihe „Mühlacker Concerto“, bereits vor mehr als 20 Jahren. Sechs sehr gut besuchte Aschenputtel-Vorstellungen in Bietigheim lägen bereits hinter ihnen, und sie freuten sich jetzt auf den Auftritt im frisch renovierten Uhlandbau-Saal, sagte Wallinger am Eingang.

Das für Kinder im Grundschulalter bestens geeignete Musiktheaterstück, das Jörg Schade und Franz-Georg Strähling konzipiert haben, verbindet Ausschnitte aus der Oper „La Cenerentola“ („Das Aschenputtel“) von Gioachino Rossini mit einer auf die wichtigsten Erzählstränge reduzierten Spielhandlung, die mitten hinein in die weltbekannte Geschichte führt. Eine Sängerin (als Aschenputtel), ein Sänger (als Gärtner Paolo und böser Stiefvater), drei Musikerinnen und Musiker (Verena Guthy-Homolka, Querflöte, Frank Lehmann, Fagott, und Pauline Smusch, Harfe) reichen völlig aus, um die Kinder in das Geschehen hineinzunehmen und zu begeistern.

Genau so muss Kindertheater sein. Die Schülerinnen und Schüler werden ständig miteinbezogen, werden gefragt, wie die Instrumente heißen, wie man es nennt, wenn drei Musiker zusammenspielen oder wie viele Saiten wohl die Harfe hat. Sie dürfen mitfiebern, mitleiden, aufatmen, sich mitfreuen und mitmachen: Wenn Aschenputtel und ihr Freund, der Gärtner Paolo, mit der Kutsche durchs Gewitter fahren, sind die Kinder für Blitz, Donner und Regen „zuständig“.

Ganz nebenbei und völlig ungezwungen kommen sie mit der herrlichen Opernmusik Rossinis in Berührung. Instrumentale Trio-Zwischenspiele in klangschönen Arrangements überbrücken Umbaupausen, und drei Arien, gesungen von der Aschenputtel-Darstellerin Neelam Brader aus Berlin, dürften für fast alle eine Erstbegegnung mit der Oper überhaupt gewesen sein. Selbstverständlich mit dabei: die Ohrwurm-Arie der Cenerentola „Non più mesta“, bei der einige Kinder zunächst kichern, dann aber mucksmäuschenstill zuhören. Es ist überaus wichtig, dass auf einem ansprechenden, hohen Niveau musiziert wird. Wäre die Wiedergabe der Rossini-Melodien stümperhaft, würden dies auch schon Grundschulkinder bemerken und solche Musik künftig meiden. Genauso wichtig ist ein kindgemäßes Bühnenbild aus überdimensionalen Legosteinen und ein Erzähler (Gärtner), der die Sprache der Altersgruppe trifft.

Märchen bedienen Klischees von Gut und Böse – aber die positive Botschaft und das Happy End sind garantiert.

Natürlich bedienen Märchen Klischees von Gut und Böse, aber für Kinder im Grundschulalter geht das völlig in Ordnung. Erst Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe sind dazu in der Lage, eine Geschichte kritisch zu hinterfragen und zu problematisieren. Immerhin erreicht das junge Publikum die Botschaft, dass man mit Gewalt nicht alles erreichen kann, was man unbedingt und verbissen erzwingen will. Anders als im wahren Leben zerstört im Märchen das Böse sich selbst, die gerechte Strafe folgt und das Gute siegt – und damit ist für Kinder die Welt im Lot.

Fazit: Grundschulkinder zu guter Kunstmusik hinzuführen, ist pädagogisch von unschätzbarem Wert, zumal in den ersten vier Klassenstufen Musik fast immer fachfremd, in der Regel von der Klassenlehrerin, dem Klassenlehrer, unterrichtet wird.

(Mühlacker Tagblatt vom 28.03.2025, Text und Fotos: Dr. Dietmar Bastian)

Volles Haus im Uhlandbau-Saal beim Auftakt zu einer Reihe mit vier Schülerkonzerten. Foto: Bastian
Volles Haus im Uhlandbau-Saal beim Auftakt zu einer Reihe mit vier Schülerkonzerten. Foto: Bastian