Hommage an die Premiere im Uhlandbau

02.11.2021

Das Jubiläumskonzert erinnert mit Schuberts „Forellenquintett“ an die Anfangszeiten des Uhlandbaus. Foto: Fotomoment
Das Jubiläumskonzert erinnert mit Schuberts „Forellenquintett“ an die Anfangszeiten des Uhlandbaus. Foto: Fotomoment

Festkonzert erinnert mit einer Rossini-Sonate und dem „Forellenquintett“ von Schubert an das erste musikalische Programm nach der Eröffnung 1921. Mitwirkende und Besucher wünschen sich für die Zukunft weitere Veranstaltungshighlights im „Kulturtempel“ der Stadt.

Mühlacker. Der Auftritt der Solisten der LIENZINGENAkademie und ihre stimmige musikalische Umrahmung des Festaktes zum 100-Jahr-Jubiläum des Uhlandbaus war ein echter Appetitanreger. In gleicher Besetzung gestalteten die vier Streicher Lorenz Chen (Violine), Yushan Li (Viola), Katarina Schmidt (Violoncello) und Simon Wallinger (Kontrabass) und die Pianistin Elisabeth Brauß am Freitag das Festkonzert.

Auch vor 100 Jahren fand am Tag nach der Einweihung des Saals ein Konzert statt. Hatten die Musiker am Vorabend von einer Rossini-Sonate und dem „Forellenquintett“ von Schubert nur einige Sätze gespielt, so boten sie nun an historischer Stätte dem Publikum die vollständigen Werke.

Das Quartett zauberte mit seiner ungemein klangvollen Interpretation der Rossini-Sonate ein Dolce Vita in Noten herbei. Im Wohlklang schwelgen war angesagt. Ihren Solopart am Klavier schmückte Pianistin Elisabeth Brauß mit den „Variations sérieuses“ von Mendelssohn Bartholdy. Sollte es bis dahin noch nicht geschehen sein, so eroberte sie sich jetzt mit einer Ankündigung außerhalb des Programms die Herzen der Zuhörer: „Weil der erste Teil vor der Pause etwas kurz ausgefallen ist, spiele ich noch einige Variationen von Mozart für Sie“, kündigte Brauß mit verschmitztem Lächeln an, verriet aber keinen Titel. Sie setzte sich ans Klavier, und kokett tupfte sie Ton für Ton eine Melodie hin, als ob sie Beeren vom Strauch pflücke. Und was erklang summa summarum: „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ – und heiteres Lachen aus den Reihen der Zuhörer. Dass der Rotrock schon Thema bei Mozart war, war vielen Gästen im Saal neu. Hie und da wurden ein paar Takte leise mitgesummt, Augen strahlten, und ein frohes Lächeln konnte man hinter den Masken nur ahnen. Doch das Stück war kein Kinderspiel, die zwölf Variationen hatten es durchaus in sich.

Einen umwerfenden Schlusspunkt unter den Abend setzten die Tonkünstler mit ihrer Interpretation aller fünf Sätze des „Forellenquintetts“ von Schubert, die sich als wahre Sternstunde entpuppen sollte. Sich bei dieser perlenden Transparenz an Tönen lebhaft springende Forellen im kristallklaren Bach vorzustellen, fiel nicht schwer. Nicht die fundamentale Technik, die souveräne Beherrschung ihrer Instrumente war das Bestimmende im Spiel der Fünf, sondern mit ihrer unbändigen Spielfreude ließen die Musiker ihr Herz sprechen. Mit kaum enden wollendem Beifall dankte das Publikum für dieses beglückende Konzert.

Es mag Zufall sein, aber man könnte es auch als gutes Omen werten, dass gerade bei diesem musikalischen Erinnern mit den Solisten der LIENZINGENAkademie junge Musiker auftraten, die ihre Zukunft noch vor sich haben. Eine neue Zukunft sei auch dem Uhlandbau gewünscht, und das nicht nur des gegenwärtigen Hypes des runden Jubiläums wegen. Der Jubilar, so die Meinung vieler, die das Jubiläumskonzert miterlebten, sollte nicht wieder ins Abseits geschoben werden, wenn es je in Mühlacker doch noch irgendwann einen Mühlehof-Ersatz mit großzügigen und fein ausgestatteten Foyers und wundervollem neuem Gottlob-Frick-Saal geben sollte. Angemerkt sei, dass am 21. November 2012 ein weiteres Jubiläumskonzert „100 Jahre Uhlandbau“ mit der sueddeutschen kammersinfonie bietigheim unter Leitung von Peter Wallinger stattfindet. Wo? Natürlich im Uhlandbau!

(Mühlacker Tagblatt vom 02.11.2021, Text: Eva Filitz, Foto: Fotomoment)